Abschied und Neuanfang für Pfarrer Joachim Bundschuh

Beinahe ein Vierteljahrhundert war Joachim Bundschuh Pfarrer der Kelsterbacher Friedensgemeinde. Im Jahr 2000 wechselte er von Offenbach, wo er 1993 ordiniert worden war, in die Untermainstadt. 

Hier übernahm er die „halbe Pfarrstelle II der Christuskirchengemeinde“ und damit den Dienst in der Friedensgemeinde. Da die Gemeinde im Zuge des Reformprozesses der evangelischen Kirche, „ekhn2030“, zum Jahresende aufgelöst und die Pfarrstelle nicht erneuert wurde, hieß es für Pfarrer Bundschuh nun Abschied nehmen: Beim letzten Gottesdienst im Gemeindezentrum kurz vor dem Jahreswechsel wurde er offiziell als Pfarrer der Friedensgemeinde entpflichtet.

Neben dem offiziellen Teil warteten im Rahmen der Verabschiedung auch einige Überraschungen auf Bundschuh: So warfen zu Beginn des Gottesdienstes vier Frauen aus dem Theaterkreis in einem kleinen Sketch einen humorvollen Blick auf die Geschichte der Friedensgemeinde, insbesondere auf die Zeit mit Bundschuh als Pfarrer. Mit typisch hessischer Herzlichkeit wurde da auch auf Schwierigkeiten und Vorurteile eingegangen, mit denen sich Bundschuh zu Beginn seiner Dienstzeit in Kelsterbach konfrontiert sah.

Neben einer Abschiedspredigt, der von Dekanin Heike Mause vorgenommenen Entpflichtung sowie der Segnung durch die stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Sabine Baur, Pfarrer im Ruhestand Franz-Josef Berbner sowie Pfarrer im Ruhestand Kurt Hohmann, wurde Bundschuh mit einem Rahmenprogramm verabschiedet. Bei diesem war in jedem Augenblick spürbar, wie viel er nicht nur den Gemeindemitgliedern bedeutet hat. Zu musikalischen Beiträgen, vorgetragen unter anderem vom „Chor an der Friedensgemeinde“, sowie von den beiden ehemaligen Vikaren und der Vikarin, die bei Pfarrer Bundschuh den praktischen Teil ihrer Pfarrerausbildung absolviert hatten, gesellten sich dabei auch einige Grußworte.

Der Erste Stadtrat Kurt Linnert sprach vielen der Anwesenden aus der Seele, als er sagte: „Kelsterbach verliert heute einen sehr geschätzten und beliebten Seelsorger, der nicht nur in seiner Gemeinde, sondern in unserer ganzen Stadt und über deren Grenzen hinaus hohe Anerkennung genießt.“ Ihm sei es daher eine Herzensangelegenheit, Bundschuh im Namen der Stadt für seine beispielhafte und unermüdliche Tatkraft zu danken, ebenso wie für sein Engagement für Groß und Klein zum Wohle nicht nur der Gemeinde, sondern auch der kompletten Stadtgesellschaft.

Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand nannte den letzten Gottesdienst einen Wendepunkt, einen Moment, der Abschied bedeute, aber auch einen Neuanfang mit der Chance auf einen Perspektivwechsel. An Pfarrer Bundschuh schätze er dessen besondere Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen und dass er immer wieder deutlich Position beziehe: „Demokratie braucht Menschen wie Sie.“ Der Vereinsringsvorsitzende Thorsten Schreiner schloss sich dem an: „Ich ziehe den Hut davor, was wir Ihnen verdanken.“

Pfarrer Nico Kopf dankte Bundschuh für eine besondere Freundschaft, die auf einer völligen Verschiedenheit ihrer Persönlichkeiten und Ansichten sowie der Fähigkeit, sich auch nach heftigen Streitgesprächen immer wieder zu vertragen, basiere. Pfarrer Stefan Barton schließlich sprach im Namen der katholischen Kirche seinen Dank für Bundschuhs Einsatz für ein gutes ökumenisches Miteinander aus.

Neuanfang bei den Remonstranten

Für ihn selbst sei es schwierig, ein Resümee zu ziehen, so Bundschuh bei einem Treffen mit Bürgermeister Manfred Ockel einige Tage vor der Verabschiedung. Die Tatsache, dass er fast 25 Jahre in der Gemeinde geblieben ist, sei ein positives Zeichen. „Mir hat es in der Gemeinde immer gefallen und ich hatte das Glück, stets Kirchenvorstände zu haben, mit denen ich gut zusammenarbeiten konnte“, so Bundschuh. Der kleine, vertraute Charakter der Gemeinde habe eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen, in der er sich immer wohlgefühlt habe. „Sie haben perfekt zu dieser Gemeinde gepasst“, attestierte Ockel dem Pfarrer. Das gute Verhältnis beruhe auf Gegenseitigkeit.  

Das gelte auch für die zahlreichen anderen Aufgaben, die Bundschuh in den 25 Jahren übernommen hatte. So war er mit der anderen halben Stelle unter anderem als Sozialarbeiter für die Stadt Kelsterbach, als Vertreter an verschiedenen Stellen im Dekanat sowie in der Stadtkirche Offenbach tätig. Seit 2016 kümmert er sich um die internationalen Gemeinden im Zentrum Ökumene in Frankfurt. Diese halbe Stelle übt er auch weiterhin aus, gemeinsam mit einer zwanzigprozentigen Pfarrstelle bei den im vergangenen Mai gegründeten Remonstranten Kelsterbach, einer protestantischen Religionsgemeinschaft mit Wurzeln in den Niederlanden. „Nur nach hinten zu blicken, bringt nichts. Ich schaue daher jetzt genauso gerne nach vorne“, so Bundschuh. Es sei ein komisches Gefühl, zu gehen, aber auch ein gutes, denn er habe in den vier Jahren bis zu seinem Ruhestand noch viele schöne Herausforderungen vor sich, auf die er sich sehr freue.