Gut besuchter Filmabend im Treutelhaus
Der Film- und Videoclub Kelsterbach feiert heuer sein 55-jähriges Bestehen. Eine Institution im gesellschaftlichen Leben ist der Verein freilich nicht nur aufgrund dieser langen Zeitspanne, vielmehr vermögen es die aktiven Filmemacher des Clubs, auf den öffentlichen Filmabenden ihr Publikum ein ums andere Mal bestens zu unterhalten und somit den Status, zu den tragenden Säulen unter den Kelsterbacher Vereinen zu zählen, zu untermauern.
Seit 1986 veranstaltet der FCK nun bereits Filmabende im Fritz-Treutel-Haus, dem Kelsterbacher Bürgerhaus, stets am Buß- und Bettag – so auch am Mittwoch der vergangenen Woche. Dass ein Filmabend mit dem FCK eine sehenswerte Sache ist und das Fernsehprogramm des jeweiligen Abends an Unterhaltsamkeit um Längen überflügelt, ist in Kelsterbach offenbar bestens bekannt, denn der Bürgersaal war mit zirka 120 Besucherinnen und Besuchern gut gefüllt.
Der FCK-Vorsitzende Rolf Lohr richtete denn auch seinen Dank ans Publikum fürs Treuehalte über all die Jahre des Bestehens des Filmclubs. Bürgermeister Manfred Ockel sagte, 55 Jahre Film- und Videoclub bedeuteten auch ein Stück Stadtgeschichte, denn der Verein zeige in seinen Filmen neben anderen Dingen auch die Geschehnisse und Entwicklungen der Stadt. Er bedankte sich für das bunte Programm, das die Kelsterbacher an einem jeden Buß- und Bettag genießen könnten.
Die vorgeführten Filme stellten einen bunten Querschnitt durch das Schaffen der im FCK aktiven Autoren dar. Da die Schar der Filmemacher zurzeit eher überschaubar ist, wurden in das Programm des Abends auch Filme aufgenommen, die bereits vor einigen Jahren fertiggestellt worden sind. Das tat der Qualität des Gezeigten freilich keinen Abbruch, den Filmen war an jeder Stelle anzumerken, dass die Autoren mit geübtem Auge für lohnenswerte Ansichten, mit technisch-handwerklichem Knowhow sowie einem Sinn fürs Erzählen zu Werke gegangen sind. Klassische Filmkunst, die sich wohltuend abhebt von den hektischen, dilettantischen Videoschnipseln, die heutzutage allenthalben mit der Kamerafunktion des Smartphones inflationär mal eben aufgezeichnet und anschließend genauso schnell wieder vergessen werden.
An diesem Abend gab es Filme der Autoren Roland Schmidt, Manfred Best, Rolf Lohr, Diemo Luttenberger, Jupp Dworschak und Wenzel Nießner zu sehen. Die Streifen waren recht unterschiedlich, zwischen drei und 27 Minuten, lang.
Roland Schmidt zeigte den naturnahen Garten von Vereinsfreund Wenzel Nießner, der dort vor allem Nutzpflanzen zieht und Wert darauf legt, dass auch die vielfältige Tierwelt zu ihrem Recht kommt. So bietet er allen möglichen Singvögeln eine ganzjährige Futterstelle, die von diesen dankbar angenommen wird. Und wer nicht so sehr auf Körner steht, wie die Krähen, den füttert Nießner mit Katzenfutter. Neben allen möglichen Insekten, die hier jede Menge Blüten als Nahrungsquelle vorfinden, sind auch Kleintiere wie Igel, Eichhörnchen, Gartenschläfer und Ratten in seinem Garten zu Hause. In beeindruckenden Bildern zeigt Filmemacher Schmidt die Tiere in Nahaufnahmen, deren Schönheit und faszinierendes Verhalten, zu dem nicht selten eine große Portion Schläue gehört. Es lässt sich nur ahnen, wie viele Stunden Schmidt wohl im Garten zugebracht haben mag, ehe er diese große Fülle an imposanten Bildern eingefangen hatte.
Manfred Best nahm im Anschluss die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf seine Reise nach Pollina, ein Bergdorf im Norden Siziliens. Mit der Kamera streifte er durchs Dorf, fing Szenen des dörflichen Lebens ein und zeigte die dortigen Sehenswürdigkeiten wie ein 500 Personen fassendes Freilufttheater. Auch Skurriles, wie die Kanzel einer Kirche, der die Treppe abhandengekommen und die stattdessen mit einer Leiter ausgestattet war, wurden gezeigt. Auch die Schönheit der Natur nahm einen wesentlichen Platz ein im Film, so wurde etwa ein balzendes Pärchen der Zornnatter gefilmt und der Bach Pollina auf seinem Weg hinunter Richtung Meer begleitet.
Rolf Lohr ist mit dem Motorrad in die Schweizer Alpen gefahren, natürlich hat er die Kamera mitgenommen. Der Sankt-Gotthard-Pass war das Ziel seiner Reise, die Straße hinauf aufs Gotthardmassiv windet sich in vielen Serpentinen den Hang entlang. Der Film trägt den Titel „Der Stille“, weil der Gotthardpass im Gegensatz zu anderen Alpenpässen, auf denen regelrechte Jahrmärkte stattfinden, ein Höchstmaß an Entschleunigung bietet: In der Herberge auf dem Gotthardpass gibt es keinen Internetempfang, kein Fernsehen und kein Radio. Lohr bringt in seinem Film eine Fülle beeindruckender Aufnahmen des Alpenpanoramas, oftmals während der Fahrt mit dem Motorrad aufgenommen. Zu sehen gibt es unter anderem auch Bilder vom Rhonegletscher, vom Quellfluss des Rheins und vom Städtchen Andermatt mit dem Fluss Reuss.
Die Ostseebäder der Inseln Wolin und Usedom hat Diemo Luttenberger bereist und darüber einen Film gemacht. Im polnischen Miedzyzdroje mit seiner hübschen Seebrücke hat sich die Reisegruppe einquartiert und erkundet sowohl das Städtchen als auch die nahe gelegenen sogenannten Kaiserbäder auf dem deutschen Teil der angrenzenden Insel Usedom. Was es in Miedzyzdroje, Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin neben vielen schmucken Häusern und gepflegten Parks noch so alles zu sehen gibt, das vermittelt Luttenberger genauso wie viele schöne Aufnahmen der maritimen Umgebung.
Jupp Dworschak hat eine Reise in den Norden Italiens, an die Riviera di Levante in Ligurien, unternommen und berichtet filmisch aus dem Landstrich „La Cinque Terre“, der zum Weltkulturerbe zählt. Mit seiner Kamera hat er Aufnahmen der Küstenlandschaft mit ihren steilen Felsen und ihren Dörfern festgehalten, die einen sehr guten Eindruck von dem Reiz der Landschaft des Nationalparks vermitteln.
Den Schlusspunkt des Filmabends setzte Wenzel Nießner mit einem humoristischen Filmbeitrag. Hier standen nicht beeindruckende Bilder im Vordergrund, sondern Humor. „Der Supercomputer“ bescherte als allwissende Instanz jedenfalls seinem Besitzer eine faustdicke Überraschung und dem Publikum einen vergnüglichen Ausstand aus dem rundum gelungenen Filmabend.