Freiwillige Feuerwehr blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2024 zurück
Am vergangenen Freitag tagte die Freiwillige Feuerwehr Kelsterbach im Feuerwehrhaus anlässlich ihrer Jahreshauptversammlung. Auch der Verein „Freiwillige Feuerwehr Kelsterbach gegründet 1888 e.V.“ fasste das vergangene Jahr zusammen und eröffnete den Abend.
Begonnen wurde mit der Wahl des neuen Vorsitzenden, die wie erwartet auf Frank Wiegand fiel, der neben seinem Engagement für die Freiwillige Feuerwehr auch Stadtverordnetenvorsteher ist. Er löste damit Simone Schmidt ab. Der zweite Vorsitzende ist Stefan Gesang. Auch ein neuer Schriftführer wurde gewählt. Pascal Reinhardt beerbte Chiara Rolle. Zweite Schriftführerin wurde Tina Eisenberg, neue Beisitzerin Nicole Wörpel und neuer Kassenprüfer Marcel Ehrlich.
Nachdem das Protokoll der letzten Mitgliederversammlung genehmigt und der Veranstaltungskalender 2025 vorgestellt waren, wurde der Rechenschaftsbericht vorgelegt. Zu Beginn des Jahres 2024 hatte der Verein 395 Mitglieder, zum Ende des Jahres konnte er einen Zuwachs auf 403 verzeichnen. Finanziell konnte der Verein einen Zugewinn von über 2000 Euro für das letzte Jahr notieren, die durch Spenden zustande gekommen sind. Auch die Kassenprüfung wurde abgenommen. Anschließend wurden die langjährigen Mitglieder geehrt. Wiegand dankte abschließend der Stadt und vor allem Bürgermeister Manfred Ockel für die andauernde Unterstützung der ehrenamtlich tätigen Feuerwehr.
Das Feuerwehrjahr 2024
Es übernahm Stadtbrandinspektor Christian Rolle, der alle Anwesenden, darunter auch Bürgermeister Ockel und Stadträtin Helga Oehne, begrüßte. Darauf folgte die Gedenkminute zur Ehrung der Toten. Rolle resümierte, das vergangene Jahr sei ein sehr anstrengendes gewesen. Es habe vor allem vermehrt große Einsätze gegeben – so wie der Brand im Sport- und Wellnessbad. Die Löschung dieses Brands hatte mehrere Stunden gedauert und stark an den Kräften der Einsatzkräfte gezehrt. Auch ein Brand in einem Asphaltmischwerk oder einer Müllpresse in einer Tiefgarage seien „etwas anderes als ein brennendes Wohngebäude“, so Rolle, und ziemlich herausfordernd gewesen. Ebenso habe es viele Hilfeleistungen gegeben, unter anderem auf der Autobahn A3, die im letzten Jahr abschnittsweise als neues Einsatzgebiet hinzugekommen war. Insgesamt war die Freiwillige Feuerwehr 218 Mal ausgerückt und hatte 228 Einsatzstunden verbucht. Auch wenn dies ein Rückgang zum Vorjahr bedeute, sei die Intensität der Einsätze sehr hoch gewesen.
Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahre zieht, ist jedoch die Überschreitung der Hilfsfristen. Sowohl die Zeit, um an die Brandstelle zu kommen, als auch die quantitative Stärke der Einsatzkräfte konnte mehrfach nicht sichergestellt werden. Rolle bat weiter um die Unterstützung seitens der Kommune. Aktuell verzeichnet die Einsatzabteilung, das sind alle aktiven Feuerwehrleute über 16 Jahren, 67 Männer und Frauen. Zwei Übertritte aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung hatte es vergangenes Jahr gegeben und fünf Neueintritte, jedoch auch sieben Austritte, so dass es letztlich keine Änderung zu 2023 gab.
Die notwendigen Aus- und Weiterbildungen hatten die Freiwilligen mit viel Engagement absolviert. Rolle freute sich, dass man mit Robin Staack einen fachkundigen Kameraden habe, der die anderen im Umgang mit der Motorkettensäge selbst ausbilden könne – gerade bei Sturmeinsätzen sei dieses Gerät unverzichtbar. Generell sei es ein gutes Zeichen, wenn sich so viele in ihrer Freizeit freiwillig weiterbilden wollten. Spektakulär sei beispielsweise das Schiffsbrandtraining mit anschließendem Sprung in den – sehr kühlen – Rhein gewesen.
Projekte und Neubeschaffungen
Doch auch neben den Einsätzen und Fortbildungen gab es für die Feuerwehr viel zu besprechen und abzustimmen. So standen jede Menge Sitzungen an, unter anderem zum seit rund zehn Jahren in der Planung befindlichen Umbau des Feuerwehrhauses. Auch Einsatzpläne und Sonderalarmpläne müssen regelmäßig überarbeitet werden. Neu hinzugekommen ist jedoch das Projekt Brandblick, das Rolle in seinem Bericht erwähnte. Die Feuerwehr sucht stetig Nachwuchs und möchte mit der groß angelegten Imagekampagne Brandblick zum einen interessierte junge Leute ansprechen. Zum anderen dient die Kampagne auch dazu, auf Arbeitsbedingungen und Notwendigkeiten hinzuweisen, etwa eine ausreichend freie Fahrbahn ohne Einschränkungen durch parkende Autos am Fahrbahnrand.
Auch die Beschaffung von neuen Fahrzeugen sowie Geräteausstattungen ist ein wiederkehrendes Thema. „Wir versuchen, nur das Notwendigste anzuschaffen“, versicherte Rolle. Doch bei Einsatzwagen oder Tanklöschfahrzeugen, die bereits 26 beziehungsweise 30 Jahre alt seien, blieben Erneuerungen nicht aus. Neu in der Flotte des Kreises Groß-Gerau sind dagegen die Mehrzweck-Pick-ups. Diese können nicht nur zur Brandlöschung, sondern auch zur Hochwasserbekämpfung eingesetzt werden und können auch von der Freiwilligen Feuerwehr verwendet werden. Rolle schloss seinen Vortrag mit einem großen Dankeschön an alle Beteiligten und Unterstützer.
Jugendfeuerwehr
Ihm schloss sich der Leiter der Jugendfeuerwehr, Kai Hardt, an. Er hob das große Engagement der Jugendlichen hervor, die sich in ihrer Freizeit für den Dienst an der Allgemeinheit ausbilden lassen. So gab es vergangenes Jahr 45 Ausbildungsdienste zu feuerwehrspezifischen Themen, wie das Vorgehen bei Löscheinsätzen und technischen Hilfeleistungen, aber auch zu Fitness, Sport und Ernährung. Neben diesen wöchentlichen Trainings und Fortbildungen wurde eine 32-Stunden-Übung durchgeführt. Waren es zu Beginn des Jahres 18 Jugendliche, konnte die Jugendfeuerwehr Ende 2024 22 Jugendliche verzeichnen. Für diese engagierten jungen Menschen mache man den Job in der Jugendfeuerwehr, betonte Hardt. Deshalb appellierte er an alle Jugendlichen: „Haltet durch bis zum Schluss, denn eines Tages seid Ihr diejenigen, die den Unterschied machen.“
Wer zwischen zehn und 16 Jahren alt ist und bei der Jugendfeuerwehr hineinschnuppern möchte, kann mittwochs um 17 Uhr im Feuerwehrhaus vorbeikommen. „Wir freuen uns über jeden und jede, der bei uns mitmachen möchte“, schloss Hardt.
Nachdem Hardt vor drei Jahren die Leitung der Jugendfeuerwehr übergangsweise übernommen hatte, zog er sich nun von seinem Amt zurück. Er übergab seine Aufgabe an Lena Schultz, die die entsprechende Qualifikation und Motivation mitbringe, so Hardt.
Aus der Politik
Auch Bürgermeister Ockel nutzte den Abend, um die aktuellen Projekte und Umbaumaßnahmen der Stadt vorzustellen, die durch Verkehrsbehinderungen auch die Feuerwehr mittelbar betreffen. Darunter fiel nicht nur das Projekt Brandblick, sondern auch die Vorstellung der Umbaumaßnahmen an der Integrierten Gesamtschule oder dem Neubau der Karl-Treutel-Schule. Den Neubau des Feuerwehrhauses sprach er ebenfalls an: Hier werde es eine Vergabe an einen Generalunternehmer geben und keine Einzelgewerke beauftragt werden, erklärte Ockel. „Derzeit werden die Leistungsverzeichnisse zusammengefügt und im Februar an die sich bewerbenden Firmen geschickt. Wir haben hier eine besondere Situation mit einem Investorenwettbewerb und Verhandlungen und wir reden von einem 1400 Seiten starken Leistungsverzeichnis“, erklärte Ockel vor dem Hintergrund, dass erst 2026 mit dem Bau des neuen Feuerwehrhauses begonnen werden soll. Erst nach den Verhandlungsrunden, bei denen auch die Feuerwehr nachsteuern kann, werden die fünf im Wettbewerb befindlichen Firmen aufgefordert, ein offizielles Angebot abzugeben „und danach ergeht der Zuschlag“, so Ockel.
Nach Ockels Präsentation meldete sich noch einmal Frank Wiegand zu Wort, diesmal in seiner Funktion als Stadtverordnetenvorsteher. Die Feuerwehruniform solle man sich einfach wegdenken, scherzte er und hob in seiner Ansprache den großen gesellschaftlichen Stellenwert der Freiwilligen Feuerwehr hervor. Dieser Einsatz verlange auch viel von den Partnern und der Familie ab. Und auch Anfeindungen blieben nicht aus, unter anderem in den Sozialen Medien. Diese, empfahl Wiegand, solle man als Sturm im Wasserglas sehen – es seien nur Einzelmeinungen.
Abschließend sprach Kreisbrandinspektor Friedrich Schmidt, um offiziell seine Wertschätzung der Kelsterbacher Kollegen auszudrücken. 218 Einsätze, zahlreiche Aus- und Fortbildungen sowie die Neubeschaffung von Fahrzeugen bezeugten, dass man sich auf einem guten Weg befinde. An die Politik gerichtet, betonte er, dass ein Bedarfsentwicklungsplan nicht aus den Augen verloren werden dürfe.
Wahlen und Ehrungen
Die abschließenden Wahlen sowie Beförderungen gehörten zum unbeschwerten Teil des Abends. Christian Rolle wurde erneut in seinem Amt als Leiter der Feuerwehr bestätigt. Ebenfalls wurden viele Kameraden zum Ober-, Haupt- und Feuerwehrmann beziehungsweise -frau ernannt und auch einige Ehrungen standen an. Die bronzene Katastrophenschutzmedaille gab es für zehn aktive Jahre, die silberne für 25 Jahre und die goldene für 40 Jahre aktiven Dienst. Auch das silberne Ehrenzeichen für 40 Jahre Organisationstätigkeit sowie einige Anerkennungsprämien wurden überreicht. Doch auch eine offizielle Verabschiedung musste Rolle durchführen. Diese falle ihm nach 19 Jahren wertvoller Mitgliedschaft sehr schwer, bekannte er. Dennoch freue er sich auch für den Kameraden Carsten Klang, der aus privaten Gründen aus Kelsterbach fortginge. Nach diesem mehrheitlich freudigen Abschluss ging es vom offiziellen in den geselligen Teil des Abends über, an dem die Zufriedenheit, einmal einen ruhigen Abend in Gesellschaft der Kameraden zu verbringen, im Mittelpunkt stand.