Partnerstadt Baugé-en-Anjou
Baugé-en-Anjou ist eine Gemeinde mit rund 12.000 Einwohnern in Frankreich und seit 1979 die Partnerstadt von Kelsterbach.
Stadtportrait Baugé-en-Anjou
Baugé ist eine Ortschaft und eine Commune déléguée (eine ehemalige Gemeinde) in der französischen Gemeinde Baugé-en-Anjou. 2021 zählte sie 3.662 Einwohner. Sie liegt im Département Maine-et-Loire in der Region Pays de la Loire. Die Landschaft um Baugé wird Pays Baugeois genannt.
Erstmals geschichtlich erwähnt wurde Baugé in einem Vertrag Karls des Großen mit dem Haus Anjou. Örtlich gesehen betraf dies aber den zwei Kilometer südlich gelegenen Siedlungsplatz, heute Le Vieil-Baugé. Zwischen 1800 bis 1926 war Baugé Sitz eines Arrondissements (Verwaltungsbezirk eines Departements (Gebietskörperschaft)). Am 1. Januar 2013 wurden die Gemeinden Baugé, Montpollin, Pontigné, Saint-Martin-d’Arcé und Le Vieil-Baugé zu einer Commune nouvelle (einer neuen Gemeinde, die aus dem Zusammenschluss alter Gemeinden entsteht) mit dem Namen Baugé-en-Anjou zusammengelegt. Baugé bildet nach dem Zusammenschluss den Hauptort (chef-lieu) dieses Verbundes. 2016 kamen weitere Gemeinden hinzu, so dass die commune nouvelle nun über eine Fläche von 268,25 km² in 15 Communes délégueés mit rund 12.000 Einwohnern verfügt.
Zu Baugé gehören verschiedene Sehenswürdigkeiten, wie ein Schloss aus dem 15. Jahrhundert, in dem heute ein Museum untergebracht ist. Es gibt außerdem eine mittelalterliche Altstadt und eine historische Apotheke aus dem 17. Jahrhundert im örtlichen Krankenhaus.
Neben Kelsterbach ist Baugé-en-Anjou außerdem mit Milngavie in Schottland verschwistert.
Geschichte der Verschwisterung
Begonnen hatte alles in den 70er Jahren über eine freundschaftliche Verbindung zwischen der Volkshochschule des Kreises Groß-Gerau und der Volkshochschule Paris.
Die ersten Kontakte wurden durch die deutsche Delegation geknüpft, die damals im Schloss Gressilion in der Nähe von Baugé untergebracht war und der unter anderen der damalige Amtsrat der Stadt Kelsterbach, Heinrich Hoffmann, angehörte. Erst einige Zeit später, als eine französische Stadt für eine Schulpartnerschaft gesucht wurde, erinnerte man sich an diese Kontakte. Aus der Schulpartnerschaft entwickelte sich später die Verschwisterung.
Am 31. August 1979 unterzeichneten die damaligen Bürgermeister Friedrich Treutel und Adolphe Sirodeau in Kelsterbach die Partnerschaftsurkunde. Ein Jahr später erfolgten die Feierlichkeiten in Baugé.
Viele Personen wirkten am weiteren Ausbau und der Verfestigung der Städtepartnerschaft mit und so konnten Baugé-en-Anjou und Kelsterbach 2019 schließlich nicht nur ihre 40-jährige Partnerschaft, sondern auch ihre freundschaftliche Verbindung feiern.
Bürgermeister Manfred Ockel: „Unsere deutsch-französische Freundschaft hat inzwischen eine lange Tradition und Sie steht für das Zusammenwachsen unserer Länder in einem vereinten Europa.“
2019 fand das bis heute letzte Kelsterbacher Straßenfest statt, bei dem es ebenfalls eine Gewerbeschau zum 40-jährigem Partnerschaftsjubiläum gab. Am ersten Juniwochenende kamen hierfür viele Vertreter aus Frankreich nach Kelsterbach.
Darunter die Künstler Catherine Mameri und René Le Quillec, die ihre Werke in der Stadt- und Schulbibliothek ausstellten. Catherine Mameri präsentierte Ansichten der verschiedenen Städte Baugé-en-Anjou und Kelsterbach, um - wie sie selbst sagt – „an der Verschwisterung und Freundschaft zwischen den zwei Städten Anteil zu haben“. Beide Künstler waren bereits mehrmals mit ihren Werken zu den Ausstellungen der Hobbykünstler im Fritz-Treutel-Haus zu Gast.
Vom ersten Augenblick dieser deutsch-französischen Annäherung an war die frühere Stadtverordnetenvorsteherin und heutige Ehrenstadträtin, Helga Oehne, dabei. Sie ist eine weitere Person mit tragender Rolle innerhalb der Partnerschaft. Schon vor der offiziellen Verschwisterung unterstützte Helga Oehne bei den Austauschen als Übersetzerin. Über die Jahre war sie einer der Motoren dieser Verschwisterung, die – politisch gewollt – die einzige und dafür tiefgreifende Partnerschaft für Kelsterbach bleiben sollte bis heute. Zu ihrer damaligen Ernennung als Präsidentin der Verschwisterung sagte Bürgemeister Ockel, dies sei die logische Konsequenz ihrer Aktivitäten und ihrer Verdienste.
Den französischen Gegenpart hatte bis zu seinem Tod Joseph Ergand (1947-2023) übernommen. 2014 war Ergand Bürgermeister der Region Baugé und zwischen 2014 bis 2020 Verschwisterungspräsident der Städtepartnerschaft mit Kelsterbach.
Oehne und Ergand wurden 2021 schließlich während des Ehrenabends der Stadt Kelsterbach zu den Ehrenverschwisterungspräsidenten beider Städte ernannt.
Die Verschwisterung heute
Die Bürgermeister Manfred Ockel und Philippe Chalopin sind heute die Vertreter beider Städte und betreiben die deutsch-französische Freundschaft mit ungebrochener Aufmerksamkeit. Die Relevanz einer funktionierenden bilateralen Freundschaft ist nach dem zweiten Weltkrieg und vor dem aktuellen weltpolitischen Geschehen keine Selbstverständlichkeit.
Um diese besondere Freundschaft weiter zu fördern, werden regelmäßig Besuche und Gegenbesuche geplant.
Zuletzt reiste eine deutsche Delegation 2022 nach Baugé, um dort die Rückverschwisterungstage zu feiern und gemeinsam mit den französischen Freunden eine Stele zur 40-jährigen Freundschaft einzuweihen. 2023 wiederum kamen die französischen Vertreter aus Baugé nach Kelsterbach, um gemeinsam den Platz Baugé-en-Anjou einzuweihen. Der Platz soll das französische Lebensgefühl aufgreifen mit schattenspenden Bäumen, einem Bouleplatz und Hausfassaden, die Reproduktionen von Kunstwerken zeitgenössischer Künstler aus Baugé zieren.
Doch nicht nur offizielle Stadtvertreter besuchen sich innerhalb der Städtepartnerschaft gegenseitig. Auch Vereine, die Freiwillige Feuerwehr und die Musikschule sind freundschaftlich mit ihren französischen Gegenparts verbunden und besuchen sich regelmäßig. Die Musikschule Kelsterbach kann sogar auf eine 50-jährige Verbindung mit der Musikgruppe der Cadets du Baugé zurückblicken.
Nicht zuletzt gab und gibt es regelmäßige Schüleraustausche zwischen Kelsterbach und Baugé-en-Anjou. Hiermit erhalten Schüler die wertvolle Chance, ihre Sprachkenntnisse zu verfestigen und vor allem die Kultur des anderen Landes hautnah zu erleben und so prägende Eindrücke zu gewinnen. Zuletzt fand ein solcher Schüleraustausch an der Integrierten Gesamtschule 2023 statt. Um die Schüleraustausche weiterhin zu ermöglichen, werden jährlich Gasteltern gesucht, die die französischen Schüler für die Dauer des Austauschs aufnehmen können.
Zu den Vereinen und Schulen mit Kontakten nach Baugé-en-Anjou gehören:
der Ball-Spiel-Club (BSC), die Country Company, der Turn- und Sportverein (TUS), der Gesangverein Volkschor, die Hobby-Künstler, der Freizeit-Sport-Club (FSC), die Integrierte Gesamtschule und die Musikschule.
Für die Jahre 2024/25 sind folgende Besuche und Austausche geplant:
Der Verein Spirit of Country wird die Country Company über Pfingsten besuchen.
Der Sportverein Ecureil wird Anfang Mai zu einem großen Sporttreffen kommen.
Die Hobbykünstler laden die französischen Künstler 2024 zu der Hobby-Künstler-Austellung ein.
Für den Schüleraustausch 2024 kommen vom 14. April bis 19. April französische Schüler nach Kelsterbach. Im Mai besuchen die deutschen Schüler ihre Freunde in Baugé.
2025 wird die Feuerwehr aus Baugé ihre Kollegen in Kelsterbach besuchen.